Milen Till
Lückenfüller – Hommage à Palermo
16. November bis 30. November 2021
Das ‚Blaue Dreieck’ von Blinky Palermo ist seit vielen Jahren nicht mehr aus den Räumlichkeiten der Galerie wegzudenken. Ebenso verhält es sich mit dem alten Fischgrätparkett, über dessen Stäbe sich über die Jahrzehnte unzählige Schritte knarzend hinwegbewegten und sich so im Laufe der Zeit auch das ein oder andere Teilchen aus dem Zusammenschluss löste und verschwand. Im Frühling 2021 stand der Münchner Künstler Milen Till (*1984) zum Aufbau der Ausstellung Blick zurück nach vorn mit Studierenden der Klasse Hildebrandt zum ersten Mal in der leeren Galerie, und nach und nach verbanden sich die dreieckigen Lücken der Parkett-Endstückchen mit dem blauen Dreieck über der Tür und zu einer Idee.
Neun Monate später sind nun 25 leuchtend blaue Dreiecke in der Galerie zu finden. Eines von Palermo, 24 von Milen Till. Als Träger der Malerei wird die Wand bei Palermo zur Erweiterung von Form und Farbe im architektonischen Raum, den er als „eine zum Kunstwerk gehörige Dimension erkannt und mitgesehen“1 hatte. Dass der Boden nun gleichfalls als Ausgangspunkt einer raumgreifenden Installation dient, ist in diesem Sinne also nur konsequent, ebenso wie die Reaktion auf die vorgefundenen Gegebenheiten: die Anordnung des Parketts und die darin entstandenen Lücken definieren die Form der „kleinen Palermos“ von Milen Till, die Räume ihre Verteilung – und die sich darin bewegenden Betrachter*innen die Visualisierung des großen Ganzen. Die vermeintliche Leere des Raums wird zur Projektionsfläche für Form, Farbe und der eigenen Wahrnehmung.
„Falls beschädigt Plaka dunkelblau Nr. 35. Hrzl. Grü.e Palermo.“ ist auf der Rückseite eines blauen Dreieck-Multiples aus Holz des Künstlers zu lesen. Die Produktion von Palermos bevorzugter Farbe wurde inzwischen eingestellt, umso gewissenhafter begab sich Milen Till auf die Suche nach einer geeigneten Möglichkeit, die Ausbesserungen vorzunehmen, die die Hohlräume der kleinen Holzdreiecke zurückgelassen hatten. Palermos Idee, dass sich sein Werk losgelöst von einer Abhängigkeit zur Hand des Künstlers schlicht mithilfe von Anleitungen reproduzieren sollte, wird in Milen Tills Installation (und Edition) nun evident. Seine präzise eingepassten Objekte sind damit nicht nur „Lückenfüller“, sondern ebnen nun im wahrsten Sinne des Wortes auch den Weg für eine sinnliche Erfahrung von Kunst und Raum zwischen dem Jetzt und der Vergangenheit.
Milen Till wurde 1984 in München geboren. Er ist Meisterschüler bei Prof. Gregor Hildebrandt an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seine Werke wurden seit 2015 bereits in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt sowie u.a. im ZEITMagazin publiziert.
Milen Till
Lückenfüller – Hommage à Palermo
November 16 to November 30, 2021
The 'Blue Triangle' by Blinky Palermo has been an integral part of the gallery for many years. The same is true of the old herringbone parquet, over the boards of which countless footsteps have creaked over the decades, and so in time one bit or another has come loose from its joint and disappeared. In the spring of 2021, the Munich artist Milen Till (*1984) stood in the empty gallery for the first time to set up the exhibition Blick zurück nach vorn (Looking Back Ahead) with students of Prof. Gregor Hildebrandt from the Academy of Fine Arts. Gradually, the triangular gaps in the parquet end pieces merged with the blue triangle above the door and formed an idea.
Now, nine months later, 25 bright-blue triangles can be found in the gallery. One by Palermo, 24 by Milen Till. As a carrier of painting, the wall in Palermo’s work becomes an extension of form and colour in the architectural space, which he recognized and understood as "a dimension belonging to the work of art".1 The fact that now, the floor also serves as the starting point for a space-filling installation is only consistent in this spirit, therefore, as is the artist’s reaction to the found circumstances: the arrangement of the parquet and the gaps created in it define the shape of Milen Till's "little Palermos", the rooms their distribution – and the viewers moving about the visualization of the larger whole. The supposed emptiness of the space emerges as a projection surface for form, colour and one's own perceptions.
"If damaged, Plaka dark blue no. 35. Warmest regards, Palermo" can be read on the back of a blue wooden triangle multiple by the artist. The production of Palermo's preferred paint had been discontinued in the meantime, and so Milen Till was all the more conscientious in his search for a suitable way to make the repairs that the cavities of the small wooden triangles had left behind. Palermo's idea that his work should simply be reproduced with the help of instructions, detached from any dependence on the artist's hand, is now evident in Milen Till's installation (and edition). Thus, his precisely fitted objects are not only "gap fillers" (Lückenfüller); they also literally pave the way for a sensual experience of art and space between the present and the past.
Milen Till was born in Munich in 1984. He is a master pupil of Prof. Gregor Hildebrandt at the Academy of Fine Arts in Munich. Since 2015, his works have been shown in numerous solo and group exhibitions and have been published in ZEITMagazin, among others.
Photos © Jamie Fischer
Milen Till
Lückenfüller – Hommage à Palermo
16. November bis 30. November 2021
Das ‚Blaue Dreieck’ von Blinky Palermo ist seit vielen Jahren nicht mehr aus den Räumlichkeiten der Galerie wegzudenken. Ebenso verhält es sich mit dem alten Fischgrätparkett, über dessen Stäbe sich über die Jahrzehnte unzählige Schritte knarzend hinwegbewegten und sich so im Laufe der Zeit auch das ein oder andere Teilchen aus dem Zusammenschluss löste und verschwand. Im Frühling 2021 stand der Münchner Künstler Milen Till (*1984) zum Aufbau der Ausstellung Blick zurück nach vorn mit Studierenden der Klasse Hildebrandt zum ersten Mal in der leeren Galerie, und nach und nach verbanden sich die dreieckigen Lücken der Parkett-Endstückchen mit dem blauen Dreieck über der Tür und zu einer Idee.
Neun Monate später sind nun 25 leuchtend blaue Dreiecke in der Galerie zu finden. Eines von Palermo, 24 von Milen Till. Als Träger der Malerei wird die Wand bei Palermo zur Erweiterung von Form und Farbe im architektonischen Raum, den er als „eine zum Kunstwerk gehörige Dimension erkannt und mitgesehen“1 hatte. Dass der Boden nun gleichfalls als Ausgangspunkt einer raumgreifenden Installation dient, ist in diesem Sinne also nur konsequent, ebenso wie die Reaktion auf die vorgefundenen Gegebenheiten: die Anordnung des Parketts und die darin entstandenen Lücken definieren die Form der „kleinen Palermos“ von Milen Till, die Räume ihre Verteilung – und die sich darin bewegenden Betrachter*innen die Visualisierung des großen Ganzen. Die vermeintliche Leere des Raums wird zur Projektionsfläche für Form, Farbe und der eigenen Wahrnehmung.
„Falls beschädigt Plaka dunkelblau Nr. 35. Hrzl. Grü.e Palermo.“ ist auf der Rückseite eines blauen Dreieck-Multiples aus Holz des Künstlers zu lesen. Die Produktion von Palermos bevorzugter Farbe wurde inzwischen eingestellt, umso gewissenhafter begab sich Milen Till auf die Suche nach einer geeigneten Möglichkeit, die Ausbesserungen vorzunehmen, die die Hohlräume der kleinen Holzdreiecke zurückgelassen hatten. Palermos Idee, dass sich sein Werk losgelöst von einer Abhängigkeit zur Hand des Künstlers schlicht mithilfe von Anleitungen reproduzieren sollte, wird in Milen Tills Installation (und Edition) nun evident. Seine präzise eingepassten Objekte sind damit nicht nur „Lückenfüller“, sondern ebnen nun im wahrsten Sinne des Wortes auch den Weg für eine sinnliche Erfahrung von Kunst und Raum zwischen dem Jetzt und der Vergangenheit.
Milen Till wurde 1984 in München geboren. Er ist Meisterschüler bei Prof. Gregor Hildebrandt an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seine Werke wurden seit 2015 bereits in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt sowie u.a. im ZEITMagazin publiziert.
Milen Till
Lückenfüller – Hommage à Palermo
November 16 to November 30, 2021
The 'Blue Triangle' by Blinky Palermo has been an integral part of the gallery for many years. The same is true of the old herringbone parquet, over the boards of which countless footsteps have creaked over the decades, and so in time one bit or another has come loose from its joint and disappeared. In the spring of 2021, the Munich artist Milen Till (*1984) stood in the empty gallery for the first time to set up the exhibition Blick zurück nach vorn (Looking Back Ahead) with students of Prof. Gregor Hildebrandt from the Academy of Fine Arts. Gradually, the triangular gaps in the parquet end pieces merged with the blue triangle above the door and formed an idea.
Now, nine months later, 25 bright-blue triangles can be found in the gallery. One by Palermo, 24 by Milen Till. As a carrier of painting, the wall in Palermo’s work becomes an extension of form and colour in the architectural space, which he recognized and understood as "a dimension belonging to the work of art".1 The fact that now, the floor also serves as the starting point for a space-filling installation is only consistent in this spirit, therefore, as is the artist’s reaction to the found circumstances: the arrangement of the parquet and the gaps created in it define the shape of Milen Till's "little Palermos", the rooms their distribution – and the viewers moving about the visualization of the larger whole. The supposed emptiness of the space emerges as a projection surface for form, colour and one's own perceptions.
"If damaged, Plaka dark blue no. 35. Warmest regards, Palermo" can be read on the back of a blue wooden triangle multiple by the artist. The production of Palermo's preferred paint had been discontinued in the meantime, and so Milen Till was all the more conscientious in his search for a suitable way to make the repairs that the cavities of the small wooden triangles had left behind. Palermo's idea that his work should simply be reproduced with the help of instructions, detached from any dependence on the artist's hand, is now evident in Milen Till's installation (and edition). Thus, his precisely fitted objects are not only "gap fillers" (Lückenfüller); they also literally pave the way for a sensual experience of art and space between the present and the past.
Milen Till was born in Munich in 1984. He is a master pupil of Prof. Gregor Hildebrandt at the Academy of Fine Arts in Munich. Since 2015, his works have been shown in numerous solo and group exhibitions and have been published in ZEITMagazin, among others.
Photos © Jamie Fischer