Milen Till
Vermessen
10. Juni bis 28. August 2021
Eröffnung am Donnerstag, 10. Juni 2021
15:00 bis 20:00 Uhr
Wir freuen uns sehr, die erste Einzelausstellung des Künstlers Milen Till in unseren Wiener Galerieräumen präsentieren zu dürfen. Unter dem Titel „Vermessen“ macht sich Till an eine ganz subjektive Einordnung künstlerischer Ikonen mit Hilfe objektiver Gerätschaft und Methodik. Er nimmt Maß an berühmten Werken, großen Namen, einflussreichen Vorbildern und bedeutenden Meistern.
Für Milen Till ist die Kunstgeschichte ein einziger großer Fundus. Unbefangen und ohne Scheu greift er auf Versatzstücke vergangener Epochen zurück und interpretiert sie auf spielerische Weise um. Selbstbewusst tritt er in einen Dialog mit seinen Idolen und hinterfragt den Geniekult des 20. Jahrhunderts.
Für seine Ausstellung „Vermessen“ bedient er sich dabei eines ungewöhnlichen Werkzeugs. Inspiriert durch den Münchner Volkskomiker Karl Valentin „vermisst“ Milen Till die Kunstgeschichte mit dem Zollstock. Während Valentin, der dadaistische Sprachkünstler und gelernte Schreiner, die zusammenklappbaren Messstäbe als Requisiten für seine Sketche einsetzte, werden sie in Tills Kunst zum vielseitigen Gestaltungsmittel.
Die Zollstöcke werden bedruckt, bemalt, gekürzt, collagiert oder frei im Raum arrangiert. Zugeschnitten auf die Körpergröße von Künstlerfreunden und Vorbildern verwandeln sie sich in personalisierte Stellvertreter, die die Ausstellungsräume bevölkern. So ist neben Karl Valentin selbst, auch Kasimir Malewitsch oder Sigmar Polke anwesend.
Neben den Personen widmet sich Till den Werken: Er bemisst die Kunst des 20. Jahrhunderts – von Piet Mondrian über Josef Albers bis hin zu Agnes Martin oder Barnett Newman. Er appliziert verschiedenfarbige Zollstöcke auf Holztafeln und begegnet den geometrischen Strukturen der abstrakten Malerei mit dadaistischem Humor. Die Zollstock-Hommagen tragen dabei immer auch Tills eigene künstlerische Handschrift. Formen werden zum Teil verzerrt, Farben angepasst und mehrdeutige Kommentare integriert.
Mit seinen spielerischen Neuinterpretationen nimmt Till die von Geniekult und überbordender Männlichkeit dominierte Kunstszene des letzten Jahrhunderts aufs Korn. Mit Witz und Charme rüttelt er am Thron der Malerfürsten. Er hinterfragt den machtvollen Gestus großer Formate, die ungebrochene Bedeutung großer Namen und die besondere Wiedererkennbarkeit ihrer Werke. Aus den überhöhten Kunstwerken wird durch den Einsatz der Zollstöcke ein Manifest gegen die Sakralisierung der Malerei und für eine Annäherung der Kunst an das Leben. Die ungezwungene Aneignung bestehender Stile und Ausdrucksformen richtet sich – bewusst oder unbewusst - gegen die übersteigerte Bedeutung von Autorenschaft und Personenkult in der Kunst.
Dazu gehört auch der immer wieder hergestellte Bezug zu seinem langjährigen Professor und Mentor Gregor Hildebrandt. Als „Meisterschüler“ tritt Till nicht nur in die Fußstapfen des ehemaligen Schreiners Karl Valentin, sondern auch in die seines Lehrers. Auf produktive und eigensinnige Weise macht er sich dessen Liebe fürs Detail, seinen kreativen Einsatz ungewöhnlicher Gestaltungsmittel und seine minimalistische Ästhetik zunutze. So versieht er eine Fotografie, die Karl Valentin beim Vermessen des Zirkus Krone zeigt, mit einem richtigen Zollstock. Für eine weitere Arbeit arrangiert er die klappbaren Maßstäbe in einem Setzkasten. Richtig angeordnet ergeben sie ein anderes berühmtes Bild eines Zollstockes, nämlich Sigmar Polkes „Zollstockpalme“.
In Milen Tills Kunst sind dem Spiel mit Vorbildern, Inspirationen und Querverweisen keine Grenzen gesetzt. Sein unprätentiöser Zugang versucht einen neuen Blick auf die Kunst der vergangenen Epochen zu werfen und schlägt eine humorvolle Alternative zum bestehenden Geniekult vor.
Milen Till wurde 1984 in München geboren. Nach einer anfänglichen Verwurzelung in der Graffiti- und Sprayer- Szene gründete er gemeinsam mit seinem Bruder Amédée das DJ-Duo „Kill the Tills“, das in der Techno-und Club-Szene eine feste Größe war. Seit 2016 studiert er bei Gregor Hildebrandt an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seine Arbeiten waren in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, unter anderem in der Galerie Ruttkowski, Köln, der Galerie Klüser, München, der Baumwollspinnerei Leipzig, dem Kunstverein Heppenheim, der Galerie Suzanne Tarasieve, Paris, dem Salon Hansa in der König Galerie, Berlin, sowie den Rumänischen Kulturinstituten in Berlin und Paris.
Milen Till
Vermessen
June 10 to August 28, 2021
Opening on Thursday, June 10, 2021 3 to 8 pm
We are very pleased to present the first solo exhibition of artist Milen Till in our Vienna gallery space. Under the title Vermessen, Till sets out on a completely subjective classification of artistic icons with the help of objective equipment and methodology. He takes measurements of famous works, big names, influential role models, and important artists.
For Till, art history is one big treasure trove. Unabashedly and without shyness, he falls back on fixed pieces of past epochs and reinterprets them in a playful way. He confidently enters into a dialogue with his idols and questions the cult of genius of the 20th century.
For his exhibition Vermessen, he uses an unusual tool. Inspired by the Munich folk comedian Karl Valentin, Till “measures” art history with a folding ruler. While Valentin, the Dadaist language artist and trained carpenter, used the collapsible measuring sticks as props for his sketches, in Till’s art they become a versatile design tool.
The folding rulers are printed, painted, shortened, collaged or freely arranged in space. Tailored to the height of artist friends and role models, they are transformed into personalized representatives that populate the exhibition spaces. Thus, in addition to Karl Valentin himself, Kazimir Malevich and Sigmar Polke are also present.
In addition to these people, Till devotes himself to works: he measures the art of the 20th century—from Piet Mondrian to Josef Albers to Agnes Martin or Barnett Newman. He applies different colored folding rulers to wooden panels and encounters the geometric structures of abstract painting with Dadaist humor. The folding ruler homages always bear Till’s own artistic signature. Shapes are sometimes distorted, colors adapted and ambiguous, comments integrated.
With his playful reinterpretations, Till takes aim at the art scene of the last century, which was dominated by the cult of genius and exuberant masculinity. With wit and charm he shakes the throne of the painter princes. He questions the powerful gesture of large formats, the unbroken significance of great names and the special recognizability of their works. Through the use of folding rulers, the exaggerated works of art become a manifesto against the sacralization of painting and for an approach of art to life. The unconstrained appropriation of existing styles and forms of expression is directed—consciously or unconsciously—against the exaggerated importance of authorship and the cult of personality in art.
This also includes the repeatedly established reference to his long-time teacher and mentor Gregor Hildebrandt. As a “master student,” Till not only follows in the footsteps of the former carpenter Karl Valentin, but also in those of his teacher. In a productive and stubborn way, he makes use of his love of detail, his creative use of unusual design tools, and his minimalist aesthetic. For example, he provides a photograph showing Karl Valentin surveying the Krone circus with a real folding ruler. For another work, he arranges the folding yardsticks in a display case. Arranged correctly, they produce another famous image of a folding ruler, Sigmar Polke’s Folding Ruler Palm Tree.
In Milen Till’s art, there are no limits to the play with models, inspirations, and cross-references. His unpretentious approach attempts to take a new look at the art of past eras and proposes a humorous alternative to the existing cult of genius.
Milen Till was born in Munich in 1984. After an initial grounding in the graffiti scene, he founded the DJ duo Kill the Tills together with his brother Amédée, which was a fixture in the techno and club scene. Since 2016, he has been studying with Gregor Hildebrandt at the Academy of Fine Arts in Munich. His work has been shown in numerous solo and group exhibitions, including Galerie Ruttkowski, Cologne; Galerie Klüser, Munich; Baumwollspinnerei Leipzig; Kunstverein Heppenheim; Galerie Suzanne Tarasieve, Paris; Salon Hansa at König Galerie, Berlin; and the Romanian Cultural Institutes in Berlin and Paris.
Photos © Galerie CRONE
Milen Till
Vermessen
10. Juni bis 28. August 2021
Eröffnung am Donnerstag, 10. Juni 2021
15:00 bis 20:00 Uhr
Wir freuen uns sehr, die erste Einzelausstellung des Künstlers Milen Till in unseren Wiener Galerieräumen präsentieren zu dürfen. Unter dem Titel „Vermessen“ macht sich Till an eine ganz subjektive Einordnung künstlerischer Ikonen mit Hilfe objektiver Gerätschaft und Methodik. Er nimmt Maß an berühmten Werken, großen Namen, einflussreichen Vorbildern und bedeutenden Meistern.
Für Milen Till ist die Kunstgeschichte ein einziger großer Fundus. Unbefangen und ohne Scheu greift er auf Versatzstücke vergangener Epochen zurück und interpretiert sie auf spielerische Weise um. Selbstbewusst tritt er in einen Dialog mit seinen Idolen und hinterfragt den Geniekult des 20. Jahrhunderts.
Für seine Ausstellung „Vermessen“ bedient er sich dabei eines ungewöhnlichen Werkzeugs. Inspiriert durch den Münchner Volkskomiker Karl Valentin „vermisst“ Milen Till die Kunstgeschichte mit dem Zollstock. Während Valentin, der dadaistische Sprachkünstler und gelernte Schreiner, die zusammenklappbaren Messstäbe als Requisiten für seine Sketche einsetzte, werden sie in Tills Kunst zum vielseitigen Gestaltungsmittel.
Die Zollstöcke werden bedruckt, bemalt, gekürzt, collagiert oder frei im Raum arrangiert. Zugeschnitten auf die Körpergröße von Künstlerfreunden und Vorbildern verwandeln sie sich in personalisierte Stellvertreter, die die Ausstellungsräume bevölkern. So ist neben Karl Valentin selbst, auch Kasimir Malewitsch oder Sigmar Polke anwesend.
Neben den Personen widmet sich Till den Werken: Er bemisst die Kunst des 20. Jahrhunderts – von Piet Mondrian über Josef Albers bis hin zu Agnes Martin oder Barnett Newman. Er appliziert verschiedenfarbige Zollstöcke auf Holztafeln und begegnet den geometrischen Strukturen der abstrakten Malerei mit dadaistischem Humor. Die Zollstock-Hommagen tragen dabei immer auch Tills eigene künstlerische Handschrift. Formen werden zum Teil verzerrt, Farben angepasst und mehrdeutige Kommentare integriert.
Mit seinen spielerischen Neuinterpretationen nimmt Till die von Geniekult und überbordender Männlichkeit dominierte Kunstszene des letzten Jahrhunderts aufs Korn. Mit Witz und Charme rüttelt er am Thron der Malerfürsten. Er hinterfragt den machtvollen Gestus großer Formate, die ungebrochene Bedeutung großer Namen und die besondere Wiedererkennbarkeit ihrer Werke. Aus den überhöhten Kunstwerken wird durch den Einsatz der Zollstöcke ein Manifest gegen die Sakralisierung der Malerei und für eine Annäherung der Kunst an das Leben. Die ungezwungene Aneignung bestehender Stile und Ausdrucksformen richtet sich – bewusst oder unbewusst - gegen die übersteigerte Bedeutung von Autorenschaft und Personenkult in der Kunst.
Dazu gehört auch der immer wieder hergestellte Bezug zu seinem langjährigen Professor und Mentor Gregor Hildebrandt. Als „Meisterschüler“ tritt Till nicht nur in die Fußstapfen des ehemaligen Schreiners Karl Valentin, sondern auch in die seines Lehrers. Auf produktive und eigensinnige Weise macht er sich dessen Liebe fürs Detail, seinen kreativen Einsatz ungewöhnlicher Gestaltungsmittel und seine minimalistische Ästhetik zunutze. So versieht er eine Fotografie, die Karl Valentin beim Vermessen des Zirkus Krone zeigt, mit einem richtigen Zollstock. Für eine weitere Arbeit arrangiert er die klappbaren Maßstäbe in einem Setzkasten. Richtig angeordnet ergeben sie ein anderes berühmtes Bild eines Zollstockes, nämlich Sigmar Polkes „Zollstockpalme“.
In Milen Tills Kunst sind dem Spiel mit Vorbildern, Inspirationen und Querverweisen keine Grenzen gesetzt. Sein unprätentiöser Zugang versucht einen neuen Blick auf die Kunst der vergangenen Epochen zu werfen und schlägt eine humorvolle Alternative zum bestehenden Geniekult vor.
Milen Till wurde 1984 in München geboren. Nach einer anfänglichen Verwurzelung in der Graffiti- und Sprayer- Szene gründete er gemeinsam mit seinem Bruder Amédée das DJ-Duo „Kill the Tills“, das in der Techno-und Club-Szene eine feste Größe war. Seit 2016 studiert er bei Gregor Hildebrandt an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seine Arbeiten waren in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, unter anderem in der Galerie Ruttkowski, Köln, der Galerie Klüser, München, der Baumwollspinnerei Leipzig, dem Kunstverein Heppenheim, der Galerie Suzanne Tarasieve, Paris, dem Salon Hansa in der König Galerie, Berlin, sowie den Rumänischen Kulturinstituten in Berlin und Paris.
Milen Till
Vermessen
June 10 to August 28, 2021
Opening on Thursday, June 10, 2021
3 to 8 pm
We are very pleased to present the first solo exhibition of artist Milen Till in our Vienna gallery space. Under the title Vermessen, Till sets out on a completely subjective classification of artistic icons with the help of objective equipment and methodology. He takes measurements of famous works, big names, influential role models, and important artists.
For Till, art history is one big treasure trove. Unabashedly and without shyness, he falls back on fixed pieces of past epochs and reinterprets them in a playful way. He confidently enters into a dialogue with his idols and questions the cult of genius of the 20th century.
For his exhibition Vermessen, he uses an unusual tool. Inspired by the Munich folk comedian Karl Valentin, Till “measures” art history with a folding ruler. While Valentin, the Dadaist language artist and trained carpenter, used the collapsible measuring sticks as props for his sketches, in Till’s art they become a versatile design tool.
The folding rulers are printed, painted, shortened, collaged or freely arranged in space. Tailored to the height of artist friends and role models, they are transformed into personalized representatives that populate the exhibition spaces. Thus, in addition to Karl Valentin himself, Kazimir Malevich and Sigmar Polke are also present.
In addition to these people, Till devotes himself to works: he measures the art of the 20th century—from Piet Mondrian to Josef Albers to Agnes Martin or Barnett Newman. He applies different colored folding rulers to wooden panels and encounters the geometric structures of abstract painting with Dadaist humor. The folding ruler homages always bear Till’s own artistic signature. Shapes are sometimes distorted, colors adapted and ambiguous, comments integrated.
With his playful reinterpretations, Till takes aim at the art scene of the last century, which was dominated by the cult of genius and exuberant masculinity. With wit and charm he shakes the throne of the painter princes. He questions the powerful gesture of large formats, the unbroken significance of great names and the special recognizability of their works. Through the use of folding rulers, the exaggerated works of art become a manifesto against the sacralization of painting and for an approach of art to life. The unconstrained appropriation of existing styles and forms of expression is directed—consciously or unconsciously—against the exaggerated importance of authorship and the cult of personality in art.
This also includes the repeatedly established reference to his long-time teacher and mentor Gregor Hildebrandt. As a “master student,” Till not only follows in the footsteps of the former carpenter Karl Valentin, but also in those of his teacher. In a productive and stubborn way, he makes use of his love of detail, his creative use of unusual design tools, and his minimalist aesthetic. For example, he provides a photograph showing Karl Valentin surveying the Krone circus with a real folding ruler. For another work, he arranges the folding yardsticks in a display case. Arranged correctly, they produce another famous image of a folding ruler, Sigmar Polke’s Folding Ruler Palm Tree.
In Milen Till’s art, there are no limits to the play with models, inspirations, and cross-references. His unpretentious approach attempts to take a new look at the art of past eras and proposes a humorous alternative to the existing cult of genius.
Milen Till was born in Munich in 1984. After an initial grounding in the graffiti scene, he founded the DJ duo Kill the Tills together with his brother Amédée, which was a fixture in the techno and club scene. Since 2016, he has been studying with Gregor Hildebrandt at the Academy of Fine Arts in Munich. His work has been shown in numerous solo and group exhibitions, including Galerie Ruttkowski, Cologne; Galerie Klüser, Munich; Baumwollspinnerei Leipzig; Kunstverein Heppenheim; Galerie Suzanne Tarasieve, Paris; Salon Hansa at König Galerie, Berlin; and the Romanian Cultural Institutes in Berlin and Paris.
Photos © Galerie CRONE